Warum wir so grosse Angst haben vor dem Glück
Und es manchmal vielleicht besser ist, das Loslassen durch Festhalten zu ersetzen.
Ich habe ganz viele Zettel und Listen und Moodboards, ich habe viele Träume und versuche, so gut es geht, Ordnung in meine Sehnsüchte zu bringen, und ich gebe mir grosse Mühe, glücklich zu sein, zumindest arbeite ich hart daran. Ich arbeite sehr fokussiert und hart an diesem Glück.
Nur blöd, dass sich am Glück nicht wirklich arbeiten lässt.
Wir können an unseren Lebensumständen arbeiten, manchmal, aber auch nicht immer. Wir können uns eine Wohnung mieten mit viel Tageslicht, können uns eine kleine Katze zutun oder einen Job, der uns weder unter- noch überfordert, und wenn wir Glück haben, treten Menschen in unser Leben, die uns mögen und die uns verstehen, und wenn wir uns bemühen, können wir diese Beziehungen pflegen. Und damit ein wenig Einfluss darauf haben, wie wohl sich Menschen mit uns fühlen und wie wohl wir uns mit ihnen. Doch das wars auch schon.
Wir können natürlich lernen, uns besser zu verstehen und so weiter, dieser ganze Newsletter handelt davon. Und doch ist das so eine Sache, mit dem Glück, mit dem Glücklichsein, mit den schönen Momenten.
Sie kommen meist dann, wenn wir uns: entspannen.
Wenn wir uns entspannen und mal einen Moment nichts mehr wollen und dann einfach drauflos in die Welt marschieren und alles mal kurz genügt, dann kommt plötzlich das Glück um die Ecke.
Glück, so finde ich, hat unglaublich viel mit Entspanntheit zu tun.
Und die wiederum ist ziemlich schwer zu erlangen, vor allem dann, wenn man sich sehr bemüht. Weil Bemühung gewollt ist, und das Gewollte eben oft angespannt. Das ist nichts Schlechtes, es hält einfach nicht so viel Spontanität und Zauber bereit.
Das Blöde ist nun aber, dass Loslassen auch etwas mit Kontrollverlust zu tun hat. Wir wollen alle entspannter sein, aber doch lieber nicht Kontrollverlust erleben, wir wollen fliegen, aber nicht fallen, wir wollen uns aufgehoben fühlen, aber wollen nicht riskieren, die Geborgenheit, in die wir uns einkuscheln, wieder verlieren zu müssen.
Und so ist das auch mit dem Glück. Wir reden alle davon, dass wir glücklich sein wollen, doch Glück ist im Grunde ein fast unzumutbarer Zustand, weil er uns klarmacht, was wir alles wieder verlieren könnten.
Und Verlust, so sehr er zum Leben dazugehört, ist mit das Schwierigste überhaupt.
Statt also nach dem Glück zu suchen, suche ich nun nach Boden. Nach Boden und Freiräumen. Nach Dingen, die mich zufrieden machen und mit Energie und Zuversicht füllen, an denen ich mich aber festhalten kann. Weil ich erkannt habe, dass es für mein System einen grossen Unterschied macht, wenn ich frage:
Woran möchte ich festhalten?
statt: was möchte ich loslassen?
Vielleicht fällt mir dann auch irgendwann das loslassen leichter. Wenn mich genug Dinge halten. Wenn da der Boden ist, den ich mir mit meinen eigenen Bausteinen zusammengefügt habe, die mich nähren, mich begleiten, mir Halt geben und Energie.
Und dann springe ich von diesem Boden aus ins Glück.
Und wenn dann nirgendwo Glück am Wegrand liegt, macht das auch nichts. Ich habe ja genug, das mich zufrieden macht.
Oder?
xoxo, Anna
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