Wie du wirklich in Erinnerung bleibst
Versuchst du noch, interessant zu sein, oder beginnst du endlich, Fragen zu stellen?
Letzte Woche habe ich diesen Satz gelesen:
"Stop trying to be interesting and start being interested."
Und er hat etwas mit mir gemacht. Nicht nur, dass ich mich selbst sehr ertappt gefühlt habe, peinlich berührt von den vielen Malen in meinem Leben, in denen es mir ein bisschen zu sehr um mich und die Liebe ging, die ich so sehnsüchtig wollte, und nicht so sehr um das Gegenüber, und die Liebe, die der Mensch, der mich gerade ansah, brauchte. Dieser Satz hat auch gespiegelt, was in unserer Zeit an allen Ecken und Enden passiert: Ganz viel Raum und Grösse für die einen, und ganz wenig Raum und Unsichtbarkeit für die anderen.
Denn seien wir mal ehrlich: Wir leben in einer Gesellschaft, in der wir verzweifelt um Anerkennung, Sichtbarkeit, Liebe und Klicks buhlen. Wir versuchen mit allen Mitteln, digital und analog interessant zu sein. Wir wollen Aufmerksamkeit. Wir wollen tief wirken. Wir wollen nicht übersehen werden. Also inszenieren wir uns. Auf Social Media. In Gesprächen. In Netzwerktreffen.
Wir suchen diese eine Geschichte, die uns strahlen lässt. Wir überlegen, was wir sagen können, damit wir klug und beeindruckend wirken. Wir feilen an unserer Aussenwirkung, weil wir Angst haben, in der Bedeutungslosigkeit zu versinken.
In diesen Zeiten ist so vieles unglaublich oberflächlich geworden. Alle wollen jung und sexy sein, überall zur gleichen Zeit und doch nirgends, wollen die meiste Aufmerksamkeit im Netz, filmen, liken, swipen sich selbst. Sind panisch damit beschäftigt, Liebe zu kriegen. Das Date. Den Like.
Am Ende jedoch können sie nicht mal ein paar Fragen stellen, wenn man ihnen gegenübersitzt. Sie haben sich durch alles durchgeklickt, sich aber wenig gemerkt. Waren mehr damit beschäftigt, wie gut sie aussehen, als dass sie warmherzig sind - kind.
Am Ende sind es vielleicht dann doch die Nerds, die die Welt regieren. Weil sie sich reinfuxen. Einer Sache, einem Wort, einer Formel, einem Planeten all ihre Aufmerksamkeit widmen. Wirklich verstehen wollen. Wirklich eintauchen.
Und so ist es auch mit der sozialen und emotionalen Intelligenz: Die Menschen, die wirklich in Erinnerung bleiben, sind nicht diejenigen, die am meisten über sich sprechen. Sondern diejenigen, die sich am meisten für andere interessieren. Die eintauchen können in die Erzählung des anderen. Die wahrnehmen, zuhören, wirken lassen können.
Die, die wirklich zuhören. Die, die präsent sind. Die, die sich nicht darauf konzentrieren, wie sie wirken, sondern darauf, was sie wahrnehmen.
Und vielleicht ist genau das die Antwort auf dieses diffuse Gefühl von Unverbundenheit, das so viele von uns plagt. Dass wir uns nicht gegenseitig wahrnehmen, sondern nur auf die eigene Wirkung fixiert sind.
Also versuche ich es mal: Weniger überlegen, wie ich mich inszeniere. Mehr überlegen, wie ich wirklich da sein kann.
Denn am Ende des Tages erinnern sich Menschen nicht daran, ob du interessant warst. Sie erinnern sich daran, ob du ihnen das Gefühl gegeben hast, dass sie es sind.
Vielleicht ist das ja die Einladung für diese Woche: Weniger Performance, mehr Präsenz.
xoxo, Anna
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